Stadtentwicklungskonzept Hackenberg

Soziale Einrichtungen und Vereinsleben

Begegnungsstätte: Bereits in den ersten Bürgerversammlungen Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre wurde den Vertretern und Verantwortlichen der Stadt von den Bewohnern der Wunsch nach einer Begegnungsstätte vorgetragen. Als Übergangslösung wurde in ehrenamtlicher Leistung am jetzigen Standort der Feuerwehr in der Breslauer Straße, eine Holzbaracke errichtet, die der Jugend als Treffpunkt dienen sollte. Dieser Ort stieß jedoch auf die Ablehnung einiger Bürger und fand ein schnelles Ende, als ein Brand ausbrach und die Holzbaracke vernichtet wurde.

Im Zusammenhang mit der Aufstellung des Bebauungsplanes „Leienbach“ erhielten die Bürger vom damaligen Stadtdirektor Dr. Rothe die Zusage, dass ein Gebäude des Bauernhofes Reimer in der Seutenstraße zu einer Begegnungsstätte umgebaut werden sollte. Ein Arbeitskreis aus Vertretern des Rates, der Verwaltung des Sozialausschusses, der Kirchen, des Kreisjugendamtes und des Arbeitskreises Jugendzentrum kam in einer Besprechung im September 1972 zu dem Ergebnis, dass mit der „Bremer Treuhand“ als Bauträger in Leienbach geprüft werden solle, wie sich der Bauernhof für diesen Zweck umgestalten lasse. Letztlich wurde das Gebäude abgerissen und auf dem Gelände entstanden Einfamilienhäuser. Damit wurde auch ein geschichtsträchtiger Hof, der bereits Jahrhunderte bestanden hatte, den wirtschaftlichen Interessen eines Investors geopfert.

Es fehlte nach wie vor ein zentraler Ort der „Begegnung“. Die Kirchen und die Vereine boten Ort der Begegnung an, sprachen aber nicht alle Gruppen des Stadtteils an. Der soziale Druck wurde schließlich so stark, dass etwas geschehen musste. Auf Initiative des damaligen Rektors der Grundschule, Friedhelm Julius Beucher, wurde 1983 der „Verein der Freunde und Förderer einer Begegnungsstätte und Jugendzentrum“ gegründet.

Dem Vorsitzenden des Vereins gelang es, vom Land NRW die Zusage für Fördermittel zum Bau einer Begegnungsstätte zu erhalten. Der öffentliche Druck auf die Entscheidungsträger war inzwischen so groß, dass Rat und Verwaltung der Stadt dem Vorhaben ebenfalls zustimmten.

Im Jahr 1985 konnte die Begegnungsstätte ihrer Bestimmung übergeben werden. Mit viel Geschick haben Leitung und Mitarbeiter der Begegnungsstätte die Probleme des Wohngebietes in den Folgejahren abgearbeitet.

Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und aus dem Hackenberg ist ein Wohngebiet geworden, das nicht mehr durch Spannungen und Auseinandersetzungen Schlagzeilen macht. Heute stehen ein bemerkenswert vielfältiges ehrenamtliches Engagement und ein reges Vereinsleben im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Vereine: a) Feuerwehr Bereits im Jahr 1894 wurde die erste Freiwillige Feuerwehr in Hackenberg für die Siedlungen Hackenberg, Leienbach, Sundhelle und Wald gegründet. Die Orte hatten zu der Zeit zusammen ca. 320 Einwohner. Das erste Feuerwehrgerätehaus stand an der Löhstraße, am früheren Standort des Kriegerdenkmals. 1948 wurde an der jetzigen Einmündung der Straße Zur alten Wiese ein neues Gerätehaus bezogen.

Nach der erheblichen Vergrößerung des Stadtteiles entsprach die alte Feuerwache nicht mehr den Ansprüchen. Im Dezember 1984 konnte in der Dorfmitte an der Breslauer Straße ein modernes Gerätehaus bezogen werden, das im Jahr 2008 durch einen Anbau erweitert wurde.

b) Turnverein In dem Bestreben den Körper zu stählen und Leib und Seele gesund zu erhalten, wurde 1891 der Turnverein Hackenberg gegründet. Im Jahr 1898 hatte der Verein 31 Mitglieder. Durch die Bebauung auf dem Hackenberg stieg die Zahl der Mitglieder bis zum Jahr 1971 auf ca. 200. Heute ist der mitgliederstarke TV Hackenberg mit seinem breiten Angebot für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren ein wichtiger Bestandteil des Lebens in dem Stadtteil.

c) Schützenkompanie Als Schützengilde wird der Schützenverein Bergneustadt urkundlich 1353 erstmals erwähnt. Nach dem ersten Weltkrieg bekam der Schützenverein eine neue Struktur und es wurden in den einzelnen Ortsteilen Kompanien aufgebaut. Die Schützenkompanie Hackenberg wurde 1972 gegründet.

d) Baris Spor Hackenberg Seit 1990 gibt es den Fußballverein Baris Spor Hackenberg. Gegründet wurde der Verein von türkischen Mitbürgern. Im Verein spielen heute Sportler aus verschiedenen Nationen. Dadurch leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Integration.

e) Pfadfinder Im Stamm der Pfadfinder „Feste Neustadt“ bildete sich im Jahr 1969 in Hackenberg die Sippe „Luchs“. Nach der Trennung 1970 erfolgte 1971 die Gründung des Stammes „Luchsburg Kalteneich“ und die Aufnahme in die Landesmark Westfalen der Deutschen Pfadfinder. Das Pfadfinderheim an der Seutenstraße wurde 1974 bezogen.

d) GeWoSie Nachbarschaftshilfeverein Im Sommer 2008 wurde durch den „GeWoSie Nachbarschaftshilfeverein“ in der Breslauer Straße 36 ein weiterer Ort der Begegnung geschaffen. Der Grundgedanke war, wohnungsnah und somit für Jedermann erreichbar, einen Treffpunkt einzurichten. Durch ein vielfältiges Angebot wie Krabbelgruppe, Seniorentreff, Kochen international, Gymnastik für Senioren und verschiedene Beratungsangebote soll das nachbarschaftliche Zusammenleben gefördert und erleichtert werden.

Frischer Wind durch ein integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Hackenberg

Es war ein langer und beschwerlicher Weg bis zum Hackenberg von „heute“. Die Zeit der sozialen Spannungen und Diskriminierungen sind weitestgehend vorbei. Mittlerweile ist der Hackenberg ein eher normales Wohngebiet in dem es sich gut leben lässt. Die zum täglichen Leben erforderlichen Versorgungseinrichtungen sind vorhanden und meist fußläufig erreichbar. Durch die vielen ehrenamtlich Tätigen wird wertvolle Arbeit geleistet. Kindern und Jugendlichen wird vermittelt, dass nur gegenseitiges Verständnis hilft, die Alltagsprobleme zu lösen.

Wichtig war und ist auch für die Zukunft die weitere Stärkung der Identifikation der Bewohner mit dem Stadtteil Hackenberg/Leienbach. Mit dem Informationsblatt „Hackenberg aktuell“ und der damit verbundenen positiven Berichterstattung ist es gelungen eine eigene Stadtteilöffentlichkeit herzustellen.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille – vieles ist in der Zukunft noch zu erledigen. Im Sommer 2009 bezogen für einige Tage 16 Studenten des Masterstudienganges Architektur mit ihren Professoren ein Quartier in Wohnungen der GeWoSie. In dieser Zeit führten die Studenten Arbeiten für die Aufstellung eines „Städtebaulichen Rahmenplanes Hackenberg“ durch.

Im vergangenen Jahr hat die Stadt Bergneustadt mit Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen und der GeWoSie ein Stadtentwicklungskonzept für den Hackenberg in Auftrag gegeben. Ziel ist es, die Probleme dieses Ortsteils, insbesondere in den Handlungsfeldern „Wohnen und Wohnumfeld“ und „Soziales“, zu analysieren und eine Planungsgrundlage für die Zukunft zu entwerfen.

Das Planungsbüro für Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen in Köln wurde mit der Durchführung dieses Projektes beauftragt. Nachfolgend ist eine Analyse mit Veränderungsvorschlägen, die in einer Bürgerversammlung in der Begegnungsstätte am 25. Mai 2011 vorgestellt und durch den Planungs-, Bau- und Umweltausschuss am 6. Juni bestätigt worden ist, in Grundzügen wiedergegeben:

„Der Ortsteil Hackenberg wurde in unterschiedlichen Entwicklungsphasen erbaut. Neben einem alten historischen Kern wurden die Mehrfamilienhäuser und Geschosswohnungsbauten direkt im Anschluss an den Kern in den 1960er und 1970er Jahren errichtet. Umfassende Bestände gehören der lokal agierenden Gemeinnützige Wohnungsbau und Siedlungsgenossenschaft eG (GeWoSie). Weitere Bestände gehören der GAGFAH Group. Fast alle Gebäude weisen erhebliche bauliche und energetische Missstände sowie Leerstände auf. Sämtliche Gebäude entsprechen in ihrem Erscheinungsbild nicht den Anforderungen an heutigen Wohnstandard.

Erste Aktivitäten: Die GeWoSie beobachtet schon seit geraumer Zeit den zunehmend schlechter werdenden Zustand ihrer Immobilien in Hackenberg und den damit einhergehenden Leerstand. Es liegen erste Planungsabsichten vor, wie diesem Umstand begegnet werden könnte. Besonders die achtgeschossigen Wohnblocks der 1970er Jahre sind von hohen Leerstandquoten betroffen. Eine erste Maßnahme ist bereits in der Umsetzung. Zwei achtgeschossige Gebäude sind leer gezogen und sollen zeitnah abgerissen und durch kleinteilige Neubebauung ersetzt werden.

Auch die Stadt beobachtet die Entwicklungen intensiv und versucht, den bestehenden Problemen entgegenzuwirken. Bereits seit den 1980er Jahren wurden vor allem soziale Aktivitäten im Stadtteil aufgebaut, wie das Begegnungszentrum, Jugendarbeit etc., um der Bewohnerschaft des Ortsteils, die zu hohen Teilen türkische Migranten und Spätaussiedler sind, Hilfestellungen zu leisten und eine Imageverbesserung herbeizuführen. Da aber die erforderlichen Maßnahmen und der Handlungsbedarf im Ortsteil aus Sicht der GeWoSie und der Stadt zu groß sind, als dass man sie alleine bewältigen könnte, wurden erste Gespräche mit dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr geführt. Dieses forderte die Stadt Bergneustadt auf, einen integrierten Ansatz für den Stadtteil zu verfolgen und ein städtebauliches Entwicklungskonzept vorzulegen.

Bei der Entwicklung des Konzepts stehen aus städtischer Sicht zwei Interessen diametral gegenüber: Der hohe Handlungsdruck und Wunsch der Stadtteilerneuerung in Hackenberg und die schwierige finanzielle Situation der Stadt. Trotz der großen Probleme haben sich alle Akteure entschieden, mit dem Städtebaulichen Entwicklungskonzept alle erforderlichen Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung des Stadtteils zusammenzutragen, auch wenn eine Finanzierung noch nicht gesichert ist. Neben harten Fakten bilden zahlreiche Gespräche mit der Experten- und Akteursschaft und die Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner eine wichtige Grundlage zur Analyse aller wesentlichen Faktoren in Hackenberg.

Familienfreundliches Hackenberg: Um die Abwärtsspirale in Hackenberg abzumildern und der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung entgegenzuwirken, ist ein grundlegender Qualitäts- und Imagewandel unumgänglich. Die dringend notwendigen und gravierenden baulichen Veränderungen sind Sanierung, Abriss und eine konzeptionelle Neugestaltung der Wohn-, Grün und Freiflächen. Ergänzt werden diese grundlegenden Maßnahmen durch neue Nutzungskonzepte für Gebäude und sozial flankierende Maßnahmen.

Aus der Stadtteilanalyse und den Gesprächen mit der Akteursschaft vor Ort sind neben den vielen Defiziten auch Stärken und Potenziale des Stadtteils sichtbar geworden. Hackenberg ist ein familienfreundlicher Stadtteil in ruhiger Lage, mitten im Grünen. Das hohe Freiraumpotenzial, die geringe Verkehrsbelastung und die fußläufige Erreichbarkeit der vorhandenen Bildungsinfrastruktur sind für Familien mit Kindern ideal. Und Hackenberg ist ein urbanes Wohngebiet mit ländlichen Qualitäten. Diese Stärken sind im Rahmen des Stadtteilprogramms weiter zu entwickeln; denn sie zeigen, für welche Zielgruppe der Stadtteil aufgrund seiner Lage, Angebote und Topografie im Kern geeignet ist – für Familien mit Kindern.

Perspektive von Abriss und Neubau: Der entwickelte städtebauliche Rahmenplan sieht als Perspektive den Abriss verschiedener Gebäude vor. Auf den entstehenden Freiflächen sollen entweder kleinteilige Neubebauung für Familien oder großzügige Spielflächen entstehen. Bestandsgebäude werden umfassend saniert und die großen weiten privaten Grünflächen durch Mietergärten und Gestaltungselemente strukturiert. Der Leienbach, der sich durch den Stadtteil erstreckt, soll zugänglich und bespielbar gemacht werden. Der Schulhof und weitere Frei- und Spielflächen werden aufgewertet. Das Versorgungszentrum soll durch einen neuen Quartiersplatz eine zentrale kommunikative Mitte erhalten, die sowohl einen Markt als auch Boule spielen und die Veranstaltung von Festen erlaubt. Wohnformen für Senioren sollen direkt am Versorgungszentrum geschaffen werden, da hier die topografischen Höhenunterschiede am geringsten sind. Die Topografie wird jedoch auch genutzt, indem an öffentlichen Freiräumen Sitzstufen terrassenförmig angeordnet werden.

Mit der GeWoSie hat die Stadt Bergneustadt einen guten Partner, der konstruktiv an der Erstellung des Städtebaulichen Handlungskonzepts mitarbeitet und die vorgeschlagenen Veränderungen im Stadtteil unterstützt, auch wenn etliche Gebäude auf der Abrissliste stehen. Auch die für die Bestandsgebäude vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen werden unterstützt. Das Konzept wird aktuell in den politischen Gremien und mit den Fördergebern beraten. Alle Akteurinnen und Akteure vor Ort hoffen, dass der Stadtteil mit der oben skizzierten Planung eine neue Perspektive erhält.“

Die Kosten des Gesamtkonzepts belaufen sich auf ca. 36 Mio. Euro, die aus verschiedenen Fördertöpfen bezuschusst werden. Davon sind von der Stadt Bergneustadt 9 Mio. Euro (ohne Fördermittel) und von privaten Eigentümern (z. B. GeWoSie) rund 27 Mio. Euro (ebenfalls ohne Fördermittel) zu tragen. Der Projektzeitraum beläuft sich auf zehn Jahre. Startschuss ist voraussichtlich im Jahr 2012, sofern die notwendigen Förderanträge bis zum 31. August diesen Jahres gestellt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt muss auch eine Prioritätenliste der vorgesehenen Maßnahmen erstellt werden.

Bei einem mit Vertretern des zuständigen Landesministeriums NRW und der Bezirksregierung Köln geführten Gespräch mit Besichtigungstermin wurde Einvernehmen erzielt, das Stadtentwicklungskonzept auf den Weg zu bringen.

Dr. Thomas Funke in "Bergneustadt im Blick"

Alle Bilder: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH